Ein wichtiger Aspekt der Bildhauerei ist der Unterschied zwischen der Betrachtung „was weg muss“ und der Betrachtung dessen, was ich „Volumen“ nenne. Ich zeige dies zunächst anhand von drei Grundformen: dem Loch, dem Trichter und der Welle.
Wenn du das verstehst, kannst du den Übergang von „was weg muss“ zu „Ich möchte diese Form (dieses Steinvolumen) machen“ schaffen.
Ich führe auch den Begriff „Luftform“ im Gegensatz zum Begriff „Volumen“ ein.
Das Loch (oder: „wo muss was weg“).
Um deine Skulptur plastischer zu machen, hilft es oft, irgendwo ein Loch in den Stein zu bohren (durch und durch).
Wenn Licht durch das Loch scheint, erhält dein Stein optisch mehr Tiefe. Vergleiche dies mit einem Foto, dessen Hintergrund hell ist. Dadurch erhält das Foto Tiefe. Siehe z.B. Das Foto von Andreas Feininger (links).
Rechts ein Foto ohne Helligkeitsunterschied zwischen Vorder- und Hintergrund. Dieser wirkt viel flacher.
Unten ist die Auswirkung davon zu sehen.
Ich bohre ein Loch in meinen Stein (Abbildung 3):
Zunächst kommt kaum Licht durch das Loch. Deshalb mache ich es größer und gebe ihm eine Trichterform (Abbildung 4). Dadurch kommt viel mehr Licht durch das Loch. Um die Trichterform deutlich zu machen, habe ich in dieser Abbildung (Abbildung 5) eine Linie eingezeichnet.
Nun sieht dieses Stück meines Steins so aus (Abbildung 6):
Das ist noch nicht sehr zufriedenstellend. Ich habe meinen Stein plastischer gemacht, aber er hat noch keine schöne Form. Die Frage ist: Wie geht es weiter? Das Loch noch größer zu machen oder noch mehr Löcher zu machen bringt keine Lösung.
Tatsächlich habe ich jetzt Luft geformt (das Trichterloch). Nicht den Stein. Denn: Der Stein um meinen Trichter herum ist immer noch sehr unregelmäßig. Am Ende kommt es darauf an: Der verbleibende Stein muss Gestalt annehmen.
Ich nenne diesen Trichter eine „Luftform“. Löcher, Schlitze, Schalen usw. nenne ich alle „Luft“-Formen. Dies steht im Gegensatz zu dem, was ich (Stein-) „Volumen“ nenne.
Es ist wichtig, eine „Luftform“ mit einem bestimmten Zweck zu verwenden. Z.B. das Volumen zu verstärken. Ansonsten ist es nur ein Trick.
Unten siehst du ein Beispiel dafür, wie du es tun könntest: die Welle.
Volumen.
Im Folgenden werde ich zeigen, was ich unter (Stein-)Volumen verstehe.
Ich fange wieder an ein Loch in meinen Stein zu bohren.
Anstatt mich auf die Form des Lochs zu konzentrieren (wie beim Trichter oben), konzentriere ich mich auf die Form dessen, was übrig bleiben muss.
Ich suche eine Stelle auf dem Stein, wo ich meine Welle darstellen werde.
Wie man eine solche Ausgangsform schafft, zeige ich euch im nächsten Beitrag.
Ich bohre zuerst ein Loch (Abbildung 7).
Jetzt möchte ich daraus eine überflutende Welle erzeugen. Der Klarheit halber zeichne ich es auf meinen Stein (Abbildung 8).
Jetzt werde ich diese Welle ausarbeiten (Abbildung 9):
Und am Ende ist das meine Welle (Abbildung 10).
Das Loch, das ich ursprünglich gemacht habe, war der Anfang, um ein Wellenvolumen zu erzeugen.
Wichtig:
Ich bin von „Wo soll Stein entfernt werden“, wie beim Trichter, zu „Welche Form möchte ich machen“ übergegangen.
Das ist beim Bildhauern grundlegend: Konzentriere dich sich auf die Formen, die du erstellen möchtest. Dann siehst du automatisch, wo etwas weg muss. Den Teil des Gesteins, der meine Welle bildet, nenne ich ein „Volumen“.
Im nächsten Beitrag zeige ich euch, wie du einige Grundformen erstellen kannst.
Diese bilden eine Art Baukasten, mit dem du deine Skulptur formen kannst. Das Ergebnis solcher Baukasten-Übungen führt zu einer Reihe schöner abstrakter Skulpturen.